Manchester United vs. FC Liverpool: Droht eine Spielabsage? Die wichtigsten Antworten | Goal.com Deutschland

2022-09-17 11:15:13 By : Ms. Mina Mi

Die Fans von Manchester United planen vor dem Spiel gegen den Erzrivalen Liverpool eine Protestaktion. Fällt die Partie sogar aus?

Die Begegnungen zwischen den beiden Erzrivalen Manchester United und FC Liverpool gehören mit zu den traditionsreichsten Duellen im ohnehin traditionsbewussten englischen Fußball. Wenn die beiden Klubs am heutigen Montagabend (21 Uhr im LIVE-TICKER) aufeinandertreffen, steht das Spiel aber unter anderen Vorzeichen.

Die Betonung liegt dabei auf "wenn", denn: Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass die Partie überhaupt nicht stattfindet. Einen solchen Fall hat es vor nicht allzu langer Zeit bereits gegeben. Im Mittelpunkt: die Fans von United. GOAL beantwortet die wichtigsten Fragen vor dem - geplanten - Premier-League-Spiel heute Abend.

Die Anhänger von Manchester United stören sich schon seit Jahren an den Eigentümern des Klubs, der US-amerikanischen Glazer-Familie. Im Jahr 2005 hatte der inzwischen verstorbene Malcolm Glazer den Klub übernommen, allerdings mit Fremdkapital, das auf United übertragen wurde. Somit wurden einem bis dahin börsennotierten und schuldenfreien Klub auf einen Schlag Verbindlichkeiten in Höhe von 540 Millionen Pfund aufgeladen.

In den ersten Jahren der Glazer-Ära gab es allerdings noch sportlichen Erfolg, United gewann 2008 die Champions League und stand 2009 sowie 2011 jeweils im Finale. Doch nach dem Abschied von Trainerlegende Sir Alex Ferguson ging es sportlich begab. Die letzte Meisterschaft datiert aus dem Jahr 2013 - es war Fergusons letzte Saison als Trainer. In England verlor United danach immer stärker den Anschluss, zunächst an Stadtrivale Manchester City und später auch an Liverpool.

Gleichzeitig bereichern sich Avram und Joel Glazer, die die Anteile ihres Vaters Malcolm Glazer geerbt hatten, sowie die übrige Familie weiter am Klub. Zwischen 2012 und 2021 entnahmen die Glazers 154 Millionen Pfund, Höchstwert aller Klubeigentümer in der Premier League. Gleichzeitig werden etwa Investitionen in die Infrastruktur kaum vorgenommen.

Der sportliche Fehlstart in die Saison hat die Wut der Fans auf die in Tampa/Florida ansässigen und inzwischen regelrecht verhassten Eigentümer noch einmal verstärkt. Nach dem 0:4 in Brentford gab es Berichte, die Glazers würden über einen Verkauf des Klubs nachdenken. Doch diese kommen anscheinend aus den Reihen der Glazers selbst. Als konkreter Interessent wurde Jim Ratcliffe genannt, der reichste Mann Englands.

Damit es dieses Mal nicht bei Berichten bleibt, sondern auch Taten in Form eines Verkaufs folgen, wollen die Fans vor dem Match und während des Spiels gegen Liverpool mobil machen. In dieser Saison gab es bereits zwei Protestaktionen, bei denen es allerdings bei Bannern blieb. Nun droht größeres Ungemach. Im Mittelpunkt steht dabei die relativ junge Fangruppe The 1958, die auch für die ersten beiden Proteste verantwortlich zeichnete.

"Das ist eine Chance für jeden United-Fan, auf der richtigen Seite zu stehen. Lasst sie Euch nicht entgehen", schrieb die Gruppe etwa auf Twitter. Es sei die Zeit gekommen, "vereint zu sein und die Differenzen beiseitezuschieben". Dazu muss man wissen: Es gab bereits vor der Gründung von The 1958 eine Vereinigung von United-Fans, den Manchester United Supporters' Trust (MUST). Diese eigentliche Interessenvertretung sei jedoch "in ihren Absichten gescheitert", kritisierten die Neulinge.

Wie genau der Protest heute Abend aussehen wird, ist nicht bekannt. Geplant ist wohl ein gewaltiger Protestmarsch während des Spiels, die Tribünen im Old Trafford könnten also teilweise leer bleiben. Darauf deutet auch der Hashtag #EmptyOldTrafford hin, unter dem die Aktion öffentliche Aufmerksamkeit erfahren soll. The 1958 erwartet laut eigener Aussage "gewaltige Zahlen" an Mitstreitern.

Das Aufeinandertreffen zwischen Manchester United und dem FC Liverpool wurde bereits einmal zur Bühne gewaltiger und leider auch gewalttätiger Proteste, und das ist noch gar nicht lange her. Im April 2021 waren die Pläne zur Gründung einer europäischen Super League veröffentlicht worden, auch sechs englische Klubs waren daran beteiligt. Darunter befand sich natürlich auch Manchester United.

In ganz England protestierten Fans gegen diese Entscheidung, sogar die Politik schaltete sich ein. Im Vorfeld des geplanten Premier-League-Spiels zwischen Manchester United und dem FC Liverpool am 2. Mai 2021 hatten sich rund 10.000 Fans außerhalb des Old Trafford zu einer gewaltigen Protestaktion versammelt.

In der Folge gelang es einigen Protestlern, die Tore zu stürmen und sie verschafften sich Zutritt zum Spielfeld. Das für 16.30 Uhr Ortszeit angesetzte Spiel wurde zunächst um eine Stunde verschoben und später ganz abgesagt. Sechs Polizisten wurden bei den Protesten verletzt. Das Spiel wurde am 13. Mai nachgeholt, Liverpool gewann 4:2. Es war die erste Partie in der Geschichte der Liga, die aufgrund von Protesten abgesagt werden musste.

Vor dem Hintergrund der damaligen Vorkommnisse gab es im Vorfeld des Spiels heute Abend Befürchtungen, die Proteste könnten erneut eskalieren und zu einer weiteren Spielabsage führen.

Liverpool-Coach Jürgen Klopp hat im Falle einer erneuten Spielabsage schon einmal vorsorglich die Punkte für sein Team beansprucht. "Ich hoffe wirklich, dass es nicht passieren wird. Aber wenn es passiert, sollten wir die Punkte bekommen", sagte Klopp. Für den Erfolgstrainer der Reds wäre eine erneute Verschiebung angesichts der ohnehin vollgepackten Saison keine tragbare Option.

"Wenn die Fans wollen, dass das Spiel nicht stattfindet, dann können wir das Spiel nicht einfach neu ansetzen und es irgendwo in eine unglaublich arbeitsreiche Saison einfügen", stellte er klar und ergänzte: "In einer solchen Situation sollte immer die andere Mannschaft die Punkte bekommen, weil sie damit nichts zu tun hat. Wir haben damit nichts zu tun."

United-Coach Erik ten Hag, dessen Einstand beim Rekordmeister völlig in die Hose gegangen ist, mahnte die Fans zur Geschlossenheit. "Ich kann nur sagen, dass die Eigentümer wollen, dass wir gewinnen und dass wir die Fans hinter uns haben", sagte er: "Wir müssen zusammen kämpfen und vereint sein."

Bei Manchester United läuft gerade so ziemlich gar nichts rund. Die Proteste der Fans sind das eine, die teilweise absurd schlechten Leistungen der Spieler das andere. Nach zwei Spieltagen samt zweier bedenklicher Auftritte gegen Brighton (1:2) und Brentford (0:4) ziert United das Tabellenende. Hoffnungsträger ten Hag dürfte allmählich dämmern, auf was er sich da wirklich eingelassen hat.

Immerhin gelang dem Klub mit der Verpflichtung des langjährigen Real-Madrid-Stars Casemiro zuletzt ein Statement. Ob der Brasilianer allein aber genügt, um den Turnaround zu schaffen, ist sehr fraglich. United sucht fast noch in allen Mannschaftsteilen, besonders in der Offensive. Die anhaltenden Diskussionen über die Situation von Cristiano Ronaldo passen ins chaotische Bild, das der Klub derzeit abgibt.

Aber auch in Liverpool war die Stimmung schon einmal besser. Die Klopp-Elf ist ebenfalls noch sieglos, bei den vermeintlichen Pflichtaufgaben Fulham (2:2) und Crystal Palace (1:1) gab es jeweils nur ein Remis. Meister Manchester City ist bereits etwas enteilt, wenngleich das Unentschieden der Cityzens in Newcastle am Sonntag für Liverpool Motivation genug sein sollte, die Lücke wieder etwas zu schließen.

Nicht mit dabei ist Neuzugang Darwin Núñez, der sich gegen Palace zu einem Kopfstoß hinreißen ließ und die Rote Karte sah.