Krefeld Unpraktisch und störend für die historische Struktur Uerdingens: Roman Bastian, dem das mittlere der drei Herberzhäuser gehört, lehnt die geplante Terrasse ab. Er ist empört, dass die Stadt sagt, er habe dem Plan zugestimmt.
Die Terrasse, die die drei Herberzhäuser am Uerdinger Markt verbinden und einen barrierefreien Zugang zu allen Häusern ermöglichen soll, ist doch nicht so unumstritten, wie die Stadt in einer ihrer Vorlagen zu dem Thema mitgeteilt hat. Der Apotheker Roman Bastian, dem das mittlere der drei Herberzhäuser gehört, hat jetzt gegen diese Behauptung protestiert und geltend gemacht, er favorisiere eine Lösung mit versenkbaren Hebebühnen. Auch der Uerdinger Kaufmannsbund sieht die Terrassen-Lösung mindestens skeptisch, weil die Treppenanlage bis zu 4,50 Meter auf die Straße Am Marktplatz hinausragen würde und bei Stadtfesten stören könnte.
Bastian bezeichnet die Behauptung der Stadtverwaltung, er sei mit der Terrasse einverstanden, im RP-Gespräch rundum als „Frechheit“. Planungsdezernent Marcus Beyer hingegen erläutert auf Anfrage, dass die beteiligten Amtsleiter Norbert Hudde (Stadt- und Verkehrsplanung) und Rachid Jaghou (Zentrales Gebäudemanagement) aus Gesprächen mit Bastian den Eindruck mitgenommen hätten, er stimme der Terrasse zu. Beyer betonte, man suche nach wie vor eine einvernehmliche Lösung mit Bastian.
Uwe Rutkowski vom Uerdinger Kaufmannsbund berichtet auf Anfrage, dass Bastian sich innerhalb des Kaufmannsbundes (Bastian ist dort Mitglied) von Anfang an gegen die Terrassenlösung ausgesprochen habe. „Ich persönlich finde diese Lösung auch eher unglücklich“, sagt er. Die Terrasse rage nach bisheriger Planung in den Straßenraum hinein und könnte bei Festen auf dem Marktplatz bis hin zum Karnevalszug stören. Auf diesen Einwand angesprochen, sagt Planungsdezernent Beyer, Messungen hätten ergeben, dass sowohl der Karnevalszug als auch Durchfahrten und -gänge in Höhe der Terrasse nicht gefährdet seien.
Bastian macht noch eine Reihe anderer Gegenargumente geltend. Der Aufwand der Terrasse sei einfach zu groß – Hebebühnen, die im Boden versenkbar sind, sind ihm zufolge genauso wirksam und unauffälliger. Bedenken der Stadt, dass die Öffnungen im Boden für Kinder eine Gefahr sein können, wenn die Bühnen ausgefahren sind, hält Bastian nicht für stichhaltig.
Persönlich betroffen sieht er sich, weil die Menschen, die bislang dicht an seiner Apotheke vorbeiflanieren können, durch die Terrasse in einen Abstand von 4,5 Meter gezwungen werden.
Zudem macht er massive historische Bedenken geltend. Die Terrasse würde in die Struktur des historischen Stadtkerns mit seinen historisch verankerten Achsen eingreifen, die als wesentliches Merkmal der Uerdinger Altstadt gelten. Dieses Argument hat auch in einem anderen Fall in Krefeld aus dem Jahr 2012 eine Rolle gespielt: Als die Friedrichstraße in der Krefelder Innenstadt schmaler werden sollte, weil man die damals noch geplante P&C-Fassade fünf Meter auf den Weg vorspringen lassen wollte, gab es Proteste unter anderem aus dem Krefelder Heimatverein. Die Kritik damals: Damit werde eine historische Sichtachse (die zum Brunnen auf dem Friedrichsplatz führt) empfindlich gestört. Solche Sicht- und Strukturachsen sind mithin für Stadthistoriker immer ein schützenswertes Gut.
Bastian beklagt auch, dass durch eine Terrasse fünf bis sieben der historisch anmutenden Laternen auf dem Marktplatz verschwinden würden. Und er befürchtet, dass die Terrasse, die auch als Sitzgelegenheit gestaltet werden soll, die falschen Leute anzieht, die dann dort lagern, für Vermüllung und sonstige Verschmutzungen sorgen könnten.
Wie geht es weiter? Die Uerdinger Bezirksvertretung hat die Pläne für die Herberzhäuser mit zehn zu zwei Stimmen befürwortet, berichtet Uerdingens Bezirksvorsteher Jürgen Hengst. Die Sanierung steht auf der Tagesordnung für die Ratssitzung am 21. Juni; Planungsdezernent Beyer geht davon aus, dass über die Detailplanung der Terrasse noch geredet wird.
Sollte es zu keiner Einigung mit Bastian kommen, kann die Stadt die Terrasse offenbar auch ohne seine Zustimmung bauen – dies wurde ihm gegenüber angedeutet, berichtet Bastian. Beyers erklärtes Ziel aber ist es, es soweit nicht kommen zu lassen – er möchte Einvernehmen herstellen.
Bastian wiederum ist bislang nicht überzeugt und entschlossen, gegen einen Ratsbeschluss zugunsten der Terrasse vorzugehen. „Ich habe bereits mit der Kommunalaufsicht Kontakt aufgenommen und werde einen möglichen Ratsbeschluss wie auch den Weg dahin anfechten“, sagt er.
Der Uerdinger Heimatbund hat noch keine Position zu dem nun aufflackernden Streit. Er will sich am Montag mit dem Fall befassen.
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