Vor unfassbaren 11 Jahren war ich im Olympiastadion, um mir Take That feat. Robbie Williams anzuschauen – genau genommen wollte die LvA Robbie Williams sehen, während ich mehr an der “Vorgruppe” interessiert war, den Pet Shop Boys. Meine Kritik findet ihr hier.
Wir hatten nicht vor, uns Robbie Williams 2022 noch mal anzuschauen, aber plötzlich waren zwei Karten verfügbar und spontan entschieden wir – ein letztes Mal, um der Jugend und der mittlerweile zu Klassikern mutierten Hits wegen. Außerdem wollte ich mal sehen, wie sich das neue Mega-Konzert-Gelände an der Münchner Messe live anfühlt.
Tatsache ist nämlich, dass aktuell versucht wird, in Riem eine neue Outdoor-Arena für die Konzerte der ganz ganz Großen zu etablieren – der “Testlauf” waren dieses Jahr Andreas Gabalier, Helene Fischer und eben Robbie Williams. Was sagt es über unsere Zeit und die spätrömische Dekadenz der Menschen aus, dass Gabalier und Fischer deutlich mehr Karten verkaufen konnten als Robbie fucking Williams?
Angesichts des zu erwartenden Verkehrschaos wären wir vermutlich daheim geblieben, wenn die Arena nicht in Fußweite unserer Wohnung gewesen wäre. Eine halbe Stunde Spaziergang durch den Riemer Park – presto.
Tatsächlich erinnert die neue Konzert-Arena weniger an ein Musik-Venue und mehr an ein Volksfest – über das riesige Gelände sind Dutzende Stände, Fressbuden, und Popup-Restaurants verteilt, ein ganzes Dorf aus transportablen Toiletten steht bereit und die Besucher verteilen sich relativ locker flockig.
Was im Vorfeld schon kritisiert wurde, merkt man erst, wenn man seinen Platz einnimmt. Wir hatten Tribünen-Sitzplätze, die sich ab 50+ wirklich empfehlen. Da die Show nicht ausverkauft war, konnten wir Höhe und Blickwinkel relativ frei wählen. Das hier war die beste mögliche Aussicht Richtung Bühne:
Dass da hinten links sind die gigantischen Video-Leinwände und wenn ihr ganz genau hinschaut, seht ihr womöglich ein paar schwarze Pixel in der Menge – das ist die ins Publikum reichende Bühne.
Lasst es mich sagen, bevor ich zur eigentlichen Kritik komme: Das ist eine Frechheit. Relativ teure Karten und eine Entfernung von mindestens 200 Metern zur Bühne gehen einfach nicht zusammen. Man ist gezwungen, das Konzert komplett über die Leinwände zu verfolgen – und wie die LvA es treffend ausdrückte: “Das ist kein Konzert, das ist Public Viewing.”
Dieses konzeptionelle Problem wäre in meinen Augen nur dadurch zu lösen, dass man die Bühne durch eine Plattform in der Mitte des Platzes ersetzt, die in alle Richtungen offen ist und die Stars dem Publikum 50-100 Meter näher bringen.
Generell hatten wir Glück: Obwohl für den ganzen Tag und besonders den Abend Gewitter angesagt waren, blieb es trocken und mild. Perfektes Konzertwetter.
Da wir Sitzkarten haben und keine komplizierte Anreise, können wir es uns leisten, erst gegen 19.15 Uhr auf dem Gelände zu sein. Stundenlanges An- und Rumstehen ist nicht mehr das, was uns begeistert.
Relativ pünktlich gegen 20.15 Uhr ziehen Textnachrichten auf den Leinwänden unsere Aufmerksamkeit in Richtung Bühne. Ladies and Gentleman, Robbie Williams is in da house! Let him entertain you!
Und es ist… Robbie Williams. 2003 wie 2011 und nun eben 2022. Die Haare ein bisschen grauer, die Muskeln etwas weniger definiert. Heute nicht an Seilen kopfüber von der Bühne baumelnd. Der Mann ist 48, verheiratet und hat Kinder.
Dennoch: Es ist Robbie Williams. Vom ersten “Wie geht’s, motherfuckers?” über die kurzen Intermezzi, in denen er das Publikum mit zur Schau getragener Bettelei um Anbetung auf seine Seite zieht. Die Setlist – man hätte sie vorhersagen können: Es fängt mit “Let me entertain you” an und hört mit “Angels” auf. Dazwischen “Kids”, “I come undone”, “Millennium”, “Road to Manderley”, “A better man”, “Candy”, “Rock DJ” etc. Das “best of” seiner Stadion-tauglichen Mega-Hits vorgetragen vielleicht nicht mehr mit der manischen Hysterie des zugekoksten Jungstars, aber der Reife und Professionalität einer Pop-Legende, die sich nichts mehr beweisen muss.
Die technisch überragenden Videowände machen die Tatsache, dass man Williams meist tatsächlich nur an einem vagen Funkeln seiner Glitzerjacke erkennt, so gut wett, wie sie können. Es ist eine Multimedia-Show.
Das hier bekommen wir auf unseren Plätzen nie zu sehen:
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Es ist ein bisschen schade, dass die Videowände sich fast ausschließlich auf Robbie konzentrieren, bei einem Solo auch mal auf die Musiker. Die sehr gaffenswerten Tänzerinnen und ihre wilde Performance bleiben wieder den Zuschauern direkt an der Bühne vorbehalten.
Williams ist wieder etwas rockiger, rotziger unterwegs als in den letzten Jahren, in denen es immer mal wieder aussah, als würde er sich zum gediegenen Entertainer der Tom Jones-Schule weiterentwickeln:
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Ob man den Smoking-Williams oder den Tattoo-Williams bevorzugt: es bleibt unbestreitbar, dass er monströse Entertainer-Qualitäten besitzt und sein Publikum dafür liebt, dass es ihn vergöttert. Die Phase, in der seine Karriere abebbte und er sich wieder mit Gary Barlow & Co. zusammen tun musste, um Stadien zu füllen, ist lange vorbei. Auch ohne aktuelle Hits ist Williams eine respektierte Legende, die immer ihr Publikum finden wird.
So geht es zwei Stunden, unterbrochen nur von einer ungeplanten Pause, als Robbie sich hinter der Bühne übergeben muss, weil er packungsweise Nikotin-Bonbons frisst, um sich von Zigaretten zu entwöhnen – das schlägt offensichtlich auf den Magen.
Und dann – ist es rum. Zwei kurze Zugaben, bei “Angels” beginnt es dann doch zu regnen. Die Arena leert sich schnell, denn es ist klar, dass die raus strömenden Massen den belohnen, der ihnen voran eilt. Wir kommen relativ durchnässt, aber entspannt und zufrieden wieder daheim an.
Das Fazit muss lauten: Großartiges Konzert für die älteren Zuschauer, die Williams seit fast 30 Jahren die Treue halten, makellose Technik und ebensolcher Sound – aber angesichts der “Weitsicht” von der Tribüne aus als tatsächliches Live-Erlebnis bestenfalls eine Event-Simulation. So machen wir das bestimmt nicht noch mal.
Williams fasst es am besten zusammen, als er gleich zu Beginn des Konzerts sagt: “Auf den Tribünen seid ihr so weit weg, da könnte ich meinen Pimmel den ganzen Abend aus der Hose hängen lassen und ihr würdet es nicht sehen.”
Note to the concert promoter: that is not a good thing.
Robbie Williams, das ist der Mann, dem ich gerne das größtmögliche Kompliment aussprechen möchte, das mir als Metalhead über einen Pop-Musiker über die Lippen kommt: Der macht das sehr gut, und den kann man sich anhören. Nebenbei halte ich es für eine fast übermenschliche Leistung, in diesem Maße eine Frauenschwarm zu sein, ohne dadurch automatisch alle Männer gegen sich aufzubringen.
Großkonzerte jeder Art sind mir aber zuwider, da macht selbst “unser” Wacken keine Ausnahme. Das Konzept “Konzert” hat halt eine natürliche Grenze an Menschen, die man wirklich teilhaben lassen kann. Und je größer die Stars, desto dringlicher muss der Veranstalter über diese Menge weit hinaus Tickets verkaufen.
Andreas Gabalier? Unglaublich. Unglaublich, dass sich das irgendwer, der bei klarem Verstand ist, anhört. Wobei. Wir wissen nicht, ob das jemand getan hat, der bei klarem Verstand ist.
Ich verlasse deine Konzertkritik mit Angst. Angst vor den nächsten 5 Jahren, in denen ich irgendwann 50 werde. Ich will dann nicht mehr beim Konzert nicht stehen können. (Wüsste aber auch nicht, warum ich das dann nicht mehr können sollte.)
Ich kenne das Problem mit der Größe mittlerweile gut. Ich habe dieses Jahr schon einige Konzerte zwischen 40k und 70k Zuschauen gesehen. Während das 40k Konzert noch gut ging, vor allem weil es in einem Stadion war, sind 70k Konzerte an Plätzen wie dem Tempelhofer Flugfeld in Berlin schon sehr fragwürdig.
Ich habe mir die Situation mal von ganz hinten angesehen. Ich denke, ab der Hälfte wird die Sicht zur Qual und man schaut automatisch auf die Videoleinwände. Spätestens ab diesem Punkt würde ich überlegen, nach Hause zu gehen. Denn Konzerte kann ich mir auf meiner großen Glotze auch anschauen, ohne Frieren/Schwitzen, ohne Leute, die dazwischen Quatschen und wo der halbe Liter Cola nicht 7,50€ (!!!!, Gut “immerhin” 2€ Pfand inkl.) kostet. Konzerte auf Leinwand angucken geht für mich gar nicht.
“Meine” Konzerte sind immer mit Wellenbrechern versehen und mind. die erste Welle erfordert ein extra Bändchen, das eben nur die ersten 1-2k Zuschauer bekommen (bei den 70k Dingern gibt es auch gern eine 2. beschränkte Welle). Das heißt, bei einem Beginn des Haupt-Acts um 20:30 oder 21h schon bei Toröffnung gegen 14h da sein. Bei brütender Hitze kein Spaß und bei Regen auch nicht. Da man nur 0,5l Wasser mit reinnehmen kann, ist man zusätzlich dem Wucher des – von dir treffend beschrieben – Volksfestes ausgeliefert, um bis 23h fit zu bleiben. Der Punkt ist, alle zahlen trotzdem den gleichen Ticketpreis.
Und genau dann artet der Konzertbesucht mittlerweile in Stress aus. Ich habe gerade erst gestern gesagt: Früher hatte man Konzertkarten und ist abend eben ins Konzert gegangen. Punkt. Heute heißt es, entweder den gesamten Tag vor Ort zu sein, wenn man etwas von der Bühne sehen will oder eben nix sehen können. Was ich bei Konzertpreisen von 75€ (plus massenweise Kohle für die Tagesversorgung) und mehr einfach nur noch frech finde.
Ich habe nun das Glück, in der Community so vernetzt zu sein, dass man lieb fragen kann, ob jemand, der schon vor Ort ist, vielleicht ein Bändchen reservieren könnte, was einem die frühe Anreise erspart (und einem die Chance gibt, kurz vor Beginn sehr billig Schwarzmarktkarten vor den Toren abzustauben), aber das hat nun einmal nicht jeder und überall.
Ich sehe den Sicherheitsaspekt sehr wohl, den diese Wellenbrecher ausmachen. Aber ich finde das System schlecht gelöst. Wenn klar ist, dass man nur noch Video guckt, dann finde ich, sollten zumindest die Karten billiger sein. Bei anderen Konzerten hat man unterschiedliche Preiskategorien. Wer vorne stehen will, soll den vollen Preis bezahlen und wer zufrieden hinten ist, dem sollte was erlassen werden. Das erspart letztlich auch den Stress, Stunden vorher auf dem Gelände sein zu müssen.
Das, was du da beschreibst, macht mich unfassbar froh, einen komischen Musikgeschmack zu haben und meist eher aufpassen muss, nicht zusammen mit den 364 anderen den Schweiß des Sängers im Cola-Becher zu haben. Aber Geschmack kann man sich ja eben nicht aussuchen.
Ich denke, wir teilen zumindest zum Teil den Musikgeschmack. Metallica, Iron Maiden, Rammstein, alles Konzerte dieser Größenordnung, wenn auch tatsächlich eher in Stadien als auf freiem Feld.
Hier gehts konkreter um Die Toten Hosen und Die Ärzte. Und ja, ein Konzert ohne Bierbecher überm Kopf und Schweiß der anderen war nicht gut 😉
Bei den Hosen kamen wir bisher immer direkt nach Vorn, obwohl wir weit nach Einlass ankamen. Die halten immer paar Bändchen vor, scheint mir.
Naja, ist nicht immer ganz einfach, aber meist hat man irgendwie Glück. Gestern bei DÄ hab ich gesehen, wie sie bei Konzertbeginn dann, nach stundenlangem Abweisen der Leute, doch noch ein paar handvoll Bändchen rausgehauen haben. Also könnte das mit dem “Zurückhalten” durchaus schon wahr sein.
Mit meinen 40 Lenzen sind mir Konzerte schon zu stressig. Das würde ich mir nur wegen “Weird Al”, “the Brandos” und evtl. noch “Anamanaguchi” antun. letztere hätte ich 2020 fast live gesehen, aber da hat mir Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. “Weezer” wäre auch cool, aber nur dann, wenn sie ausschließlich Songs aus den 90ern spielen.
Wacken finde ich schon sehr faszinierend: Super Stimmung und anscheinend auch fast nur nette Leute. Ich würde aber schon am ersten Morgen meine Dusche vermissen und Bier ist mir zu bitter.
Da könnte ich dich beruhigen: Als ich zum letzten Mal dort war, gab es Duschen. Und auch andere Getränke als Bier.
Das mit den “fast nur netten Leuten” war in der Tat mal so. Leider hat sich das aus meiner Sicht aber auch geändert. Wo früher wirklich nur Metal-Leute waren, treffen sich mittlerweile auch diese ganzen Party People, denen einfach jeder Anlass zum Saufen recht ist – auf Kosten der besonderen Atmosphäre von früher.
Tendenz: eher das Geld nicht mehr wert.
“ auch diese ganzen Party People, denen einfach jeder Anlass zum Saufen recht ist –”
Deswegen ist unser Liverollenspiel “Conquest of Mythodea” immer zeitgleich mit Wacken. Dann sieht man oft Autos nach Norden fahren mit dem aufgeklebten WoA oder eben CoM.
Ich fürchte auf “Road to Manderley” steht zweiwöchiger Entzug des Anglophilen-Ausweises, Sorry.
Grundsätzlich hätte ich bei einem Konzert glaube ich kein Problem damit, wenig “live” zu sehen, so lange ich gut höre und die Stimmung zm mich herum gut ist (was bei Tribünen ja auch immer so eine Sache ist…), aber viel Geld dafür auszugeben wäre ich defintiv nicht bereit.
Die dpa wollte ja aufgrund der Auflagen kein Review schreiben, schön dann hier etwas dazu zu lesen – auch wenn es so gar nicht meine Musik ist. Der hier angesprochene Bändchen-Zwang für die vorderen Reihen (oder noch schlimmer: separate VIP-Tickets die das anderthalb- bis dreifache des normalen Tickets kosten) finde ich ehrlich gesagt eine freche Entwicklung. Ist schon ein par Jährchen her, aber wir konnten Rammstein in der Festhalle in der zweiten Reihe gucken, in dem wir halt einfach vor gegangen sind. Mit jedem Konzert ging es dann weiter nach hinten, „Highlight“ war dann Berlin, wo man vom Rang quasi nur noch auf die Leinwände glotzen konnte… Dann kann man sich auch gleich das Live-Konzert auf Arte reinfahren. Auch die Kosten drumherum sind tatsächlich nicht zu verachten – Beispiel Knotfest vor ein paar Wochen in Oberhausen: T-Shirts für freche 40€ (und weiteres Merch aufwärts), Dünnbier für 6,50€, Spieße für nen 10er usw… Mit Hotel und Anfahrt kann man für zwei Personen auch entspannt ne Woche in den Urlaub fahren, größere Konzerte muss man sich inzwischen leisten wollen.
Was man so liest, beklagen sich die Leute, die auf dem Knotfest waren eher darüber, dass es zu wenige Merchandising-Stände gab und man zu lange anstehen musste. Mit anderen Worten: Die Preise für die T-Shirts waren nicht frech, sondern marktgerecht.
Naja, marktgerecht: Qualitativ sind Band-Shirts zumeist ja eher semigeil und bei anderen Konzerten kosten die Dinger gerne auch mal 5 – 10€ weniger; ist halt Slipknot… Es gab einen offensichtlichen Stand und wohl einen recht versteckten – Problem war hier tatsächlich, dass M&L-Shirts des Events recht schnell ausverkauft waren und es dann nur noch Übergrößen oder 0815-Shirts gab. Der Veranstalter verwies im Nachhinein dann noch auf den US-Shop, bei Shipping, Zoll und Co ist man dann aber flink bei 80€+ für ein Shirt…
Gut zusammen gefasst. Immerhin hattet ihr mit den Sitzplätzen noch einen Blick auf die Bühne… im Stehbereich war da nix zu machen. Auch den Sound fand ich nicht so prickelnd – die zweifelsfreie tolle Stimmung kam gar nicht so an. zum Vergleich: ich war bei Coldplay in Paris mit 70.000 Zuschauern. Und das Konzert gehört zu den aller tollsten, auf denen ich je war. über die Abreise nur soviel: im Prinzip gut organisiert, dauert halt läppische 2Stunden bis zur Bahn. Fazit: Robbie ist ein mega Entertainer, aber diese Location geht so absolut nicht, und wenn, nicht zu diesen dreisten Preisen.
Robert Fickend Wilhelms, die Legende! Ich mag zwar seine Musik nicht, finde aber dennoch, dass er ne sehr coole Socke ist. Leider sprichst du im review einige negative Entwicklungen an, die mir dieses Jahr auch schon anderswo aufgefallen sind. Da wären zum einen die Tribünenplätze, die viel zu weit von der Bühne entfernt sind. Ich war erst kürzlich auf dem Download am Hockenheimring und hatte „zum Glück“ nur „billige“ Pöbel-Karten bekommen, denn die armen Schweine auf der Tribüne hätten ohne riesige Bildschirme, wie ihr jetzt, wohl auch nur ein paar Ameisen gesehen. Was soll das? Das Gelände ist groß genug, da sollte eigentlich genug Platz vorhanden sein, dass jeder was vom Konzert hat. Aber dann gäbe es vermutlich weniger merchandise- und Bierzelte… Denn auch hier: Volksfeststimmung, ob der flut an Zelten und Toi-Tois, die geschätzt gut 10-15% der Fläche eingenommen haben. Aber die Leute haben‘s scheinbar gekauft und so gewollt, also was weiß ich denn schon? Zuguterletzt, die handies. Man sieht es im Video gut, dass wirklich jeder Affe das Konzert abfilmt. Ich hab ja nix dagegen wenn man mal kurz nen Schnappschuss macht oder einen kurzen clip filmt, aber mir gehen die Leute, die wirklich das gesamte Konzert filmen, tierisch auf die Eier. Und leider sind sie mittlerweile in der Überzahl. Ich bin mit meinen 1,8m überdurchschnittlich groß und kann mittlerweile trotzdem nix von der Bühne sehen weil die ganzen handies permanent im sichtfeld rumgewedelt werden. Einmal war vor mir sogar eine Ische, die tatsächlich mit Tablett gefilmt hat! Einfach nur nervig und hochgradig asozial, aber leider wohl die neue Realität auf Konzerten heutzutage.
Und in vielen Fällen mittlerweile so unnötig. Wenn ich sehe, was in letzter Zeit alles offiziell an Konzerten ins Web hochgeladen wurde. Fast das komplette Wacken bei Magenta, bei arte concert u.a. das Hellfest, Mera Luna, Hurricane. Auch vom Taubertal gibt es einiges. Warum sollte ich da noch selbst das Handy hoch halten? Wenn ich auf Konzerte gehe, will ich in die Atmosphäre eintauchen, die Gemeinschaft erleben. Das ist das einzige, was man zu Hause am Bildschirm nicht haben kann.
Zumal die Videos später eine miserable Qualität haben, verwackelt, unscharf und schlechter Sound. Da mache ich mir einfach die Erinnerung kaputt.
Aber vielleicht sind wir heute auch einfach “der alte, weiße Mann”, der sich über alles aufregt.
Ich hatte das ja auch schon mal thematisiert.
Du hast das nicht verstanden. Die wollen nicht nachher das Konzert noch mal woanders sehen. Die wollen das auf dem eigenen Channel, sei es Facebook, sei es Instagram, einstellen und Beifall heischen, weil sie sich 100 Euro für ein Konzert haben leisten können.
Das ist einer der Gründe, warum auf noch nicht ausgearbeiteten “Liste angesichts weiter steigender Preise für Lebenshaltung zu streichender Vergnügungen” Konzerte ganz oben stehen.
Gut essen gehen, mit hochwertigen Zutaten und entsprechendem Ambiente: gerne. Wellnesstag mit Massage: gerne. Eishockeyspiel mit Bier und aktuellem Trikot: gerne. Weit entfernt von der Bühne anderen dabei zuschauen, wie sie ein Konzert filmen und auf eine mobile Toilette gehen: gerne nicht.
“Du hast das nicht verstanden.” – und ich denke: du kannst das nicht beurteilen.
Ich glaube, so ganz an der Wahrheit ist das nicht vorbei. Ich bin auch sicher, dass sich die allermeisten ihre verwackelten Bilder und Videos mit schlechtem Sound eher nicht mehr geben. Es geht vielleicht nicht immer ums Angeben, aber zumindest ums Teilen. Ich kenne Leute, die direkt aus dem Konzert rausstreamen für Leute, die eben nicht dabei sein konnten. Auch ich mache gern Fotos. Die schaue ich mir nie wieder an, aber es gibt Leute, die sich darüber freuen, wenn ich sie ihnen schicke.
Ich selbst war kürzlich in einer witzigen Situation, als beim Düsseldorf-Konzert der Hosen plötzlich die Ärzte auftauchten. Ein Wahnsinnsmoment, beide Bands vereint auf einer Bühne zu sehen. Da zückte ich, wie jeder andere, ebenso das Handy. Ich war hin und her gerissen zwischen: “Oh mein Gott, ich muss das für die Nachwelt aufheben und mit allen teilen, die ich kenne” und “Verdammt, ich will den Moment so pur erleben wie es geht, bloß jetzt nicht das alles nur durchs Handy angucken.” Das Ergebnis war leider in beiden Richtungen mies. Ich habe das Gefühl, es nicht komplett mitbekommen zu haben, weil ich mich irgendwie auf die Technik konzentriert habe, aber die Aufnahme war natürlich auch Müll.
Konzerte kommen bei mir knapp nach der Lebenserhaltung. Das wird irgendwann ganz am Ende gekürzt. Scheiß auf Wellness 😉
Also ich habe auch ein paar einzelene Videos und Bilder gemacht. Und ich bin weder bei Facebook noch bei Instagram und ich wil auch keinen Beifall heischen. Ich möchte mir das zuhause einfach nochmal in Ruhe anschauen und mich daran erfreuen . Auch wir gehen trotzdem gerne Essen und machen Wellness. Wir mögen es halt nicht im Stadion zu sitzen zwischen gröllenden Fussball oder Eishockey Fans . Es soll doch jeder das machen was er möchte. Und wir lieben Konzerte .
Wo habe ich geschrieben, dass nicht jeder tun soll, was er will?
Ich glaube nur, dass die Veranstaltungsbranche aufpassen muss. In Zeiten knapperen Geldes werden die Leute genauer darauf achten, wo Preis und Leistung in einem gesunden Verhältnis zueinander stehen.
Diesen Eindruck habe ich bei teuren Konzertkarten für einen Blick auf eine Leinwand halt nicht.
Und ich glaube, dass dann eher “Wellness mit Massage” wegfällt als Unterhaltung (Kino, Theater, Konzerte). Denn zweiteres kann man gut mit Freunden und Familie machen, ersteres geht im Grunde auch zuhause (ein ruhiges Wochenende auf der Couch mit einem Tee und vllt. bestelltem Essen…). Aber das ist auch nur Bauchgefühl…
Ich kann einen Saunatag mit zehn Saunas und professioneller Massage zu Hause mal so gar nicht machen. Auf einem Bildschirm Menschen beim Singen zuschauen schon.
Für die Künstler ist jedes Konzert Arbeit. 70.000 zahlende Gäste bei einer Veranstaltung zu erreichen, mag da lukrativer sein, als auf einer Tournee durch Deutschland die gleiche Anzahl von Zuschauern zu haben.
Da ich scheinbar ähnlich alt wie der Autor bin ist mir auch klar, dass die Künstler ebenfalls mit ihrer Kondition haushalten müssen. Längere Pausen zwischen einzelnen Gigs und eben größere Veranstaltungsorte kommen da vielleicht auch sehr gelegen.
Iron Maiden beispielsweise habe ich dieses Jahr in FFM “Open Air” besucht. Das werde ich mir zukünftig auch sparen. Sicht und Sound haben mich im Vergleich zur Festhalle enttäuscht. Und die Organisation vor Ort war sehr gut, daran liegts hier nicht.
Die Ärzte auf der aktuellen Tournee haben mir zwar sehr gut gefallen, das Open Air Erlebnis aber nicht.
Insgesamt bin ich aber sehr froh, dass es überhaupt wieder solche Events gibt und Veranstalter das Wagnis dieser Organisation und Durchführung eingehen.
Jeder hat es dann über sein Konsumverhalten in der Hand, ob der Trend zu immer größeren Veranstaltungen anhält.
“Jeder hat es dann über sein Konsumverhalten in der Hand, ob der Trend zu immer größeren Veranstaltungen anhält.”
Das halte ich für Quatsch. Da müssten schon Zig-Tausende ihre Hände hinhalten. Die Einzelperson wird da nichts ausrichten. Konzerte dieser Ikonen sind stets ausverkauft, und das oft rasend schnell (obwohl es bei DÄ und DTH in Tempelhof tatsächlich mal länger als die übliche Minute gedauert hat) und ich glaube daran, dass es so bleiben wird. Für dich als Einzelperson stellt sich am Ende nur die Frage: Will ich sie sehen oder nicht, ändern wirst du nix. Dafür ist die Nachfrage viel zu groß.
Man kann allerhöchstens darauf hoffen, dass die negativen Stimmen gehört werden – und der Veranstalter bzw. die Band sich überlegt, ob und ggf. wie sie etwas besser machen kann.
Das ist einfach eine der bequemsten Ausreden die es gibt.
Mit der Einstellung kann man sich einfach immer schön zurück lehnen und jede Verantwortung von sich weisen.
Vielleicht stimmt es, vielleicht nicht. Ändern wird sich so aber garantiert nichts.
Für eine pauschale Aussage “ändern kannst du nix” mag das stimmen. Aber natürlich gibt es haufenweise Situationen, in denen du de facto nichts ändern kannst. Das widerspricht sich an keiner Stelle.
Solange auch große Konzerte in Sekunden ausverkauft sind, mache ausschließlich ich den Miesen. Damit wird nix aber auch gar nix erreicht. Niemals. Man kann da durchaus idealistisch rangehen, aber ich bin sicher, dass du dir damit ausschließlich selbst ins Knie schießt.
Für andere Lebensbereiche kann man das durchaus sinnvoller anders gestalten. Die eine Wurst weniger kaufen wird auch nix bringen, aber mag vielleicht einen Tropfen auf den heißen Stein sein. Da rücken nicht automatisch 100 Leute nach, die sich um die Wurst streiten. Bei Tickets nun mal anders.
Irgendwie auch ein Trend: Die Leute wollen verstärkt das sehen, was andere Leute sehen wollen. Sind, nur mal so als Beispiel, die Ärzte wirklich besser als, sagen wir mal, die Apokalyptischen Reiter? (Musikalisch nicht vergleichbar, klar). Nein. Aber um die Ärzte gibt es einen Hype, die hört jeder aus einer bestimmten Generation. Und wenn die eine Tournee (sagt man das noch?) ankündigen, sind die Karten nach ein paar Minuten weg. Wirklich, weil die so viel besser sind? Oder weil der Teufel immer schon gerne auf den größten Haufen geschissen hat?
Ich glaube, diese Mega-Konzerte sind in allererster Linie Angebe-Events. Um “dabeigewesen” zu sein.
Ich teile diese zynische Weltsicht nicht.
Und ich finde vieles zynisch. Aber ganz bestimmt nicht diese Sichtweise. Diskutabel, wie jede Sichtweise, aber nicht zynisch.
Am klarsten sieht man das doch beim Sport. Wie viel Prozent der in Deutschland mit Sport gemachten Milliarden werden mit Fußball gemacht? Wie viel Prozent der Gesamtzuschauer, wie viel Prozent der Sendeminuten im Fernsehen?
Und das, weil Fußball von der sportlichen Leistung her und von der Spannung der Wettkämpfe her so viel besser ist als Eishockey, Rugby, Leichtathletik, Turnen, Ringen und Tischtennis? Oder weil da, wo Interesse ist, auch die hinschauen, die sich sonst gar nicht interessieren würden?
Weil Fußball halt ist wie die Toten Hosen: kennt jeder, findet jeder irgendwie gut, der kleinste gemeinsame Nenner, das Lagerfeuer, um das alle sitzen?
Ich werte das gar nicht. Ich stelle das fest.
Besser oder schlechter ist auch schlicht das falsche Kriterium. Bekanntheit füllt die Hallen bzw. die Location, nicht Qualität.
Wer bestimmt denn, was “besser” ist. Rammstein, Robbie Williams, Metallica, Madonna, Phil Collins, Ed Sheeran, … Alle füllen die gleichen Größen von Hallen oder Stadien. Und sicher werden die einen das andere ggf. nicht mögen (“schlechter finden”). Nur weil du AR lieber hörst als DÄ, trifft das sicher nicht auf die Masse zu. Wie “Nummer Neun” sagt: Es ist der Bekanntheitsgrad. Und den erreicht eine Band über, ich nenne es mal, Massentauglichkeit. AR ist kein Mainstream, weil es eben nur einer Nische gefällt, während DÄ oder DTH seit langem weit im Mittelpunkt der Gesellschaft angekommen sind, von Medien (positiv!) wahrgenommen werden, von Mainstream-Radiosendern gespielt werden, etc. Und das geht nur, wenn die keine Gefahr laufen, dass denen die Zuhörer wegrennen.
Na klar wird es auf den Konzerten Leute geben, die die Band eigentlich nicht kennen. Die werden aber kaum 70€ hinlegen und sich stundenlang bei schlechtem Bier die Beine in den Bauch stehen, “weil ich da sein muss”, sondern vielleicht, weil sie doch ein bestimmtes Lied mögen, oder jemanden begleiten, oder einfach nichts anderes zu tun hatten. Dennoch halte ich diesen Anteil für verschwindend gering. Der Großteil des Publikums macht bei einem noch so großen Konzert jeden Blödsinn gefällig mit (Laola, Lichtermeer, Winken, …). Das würde jemand nicht tun, der eigentlich nicht da sein will. Und dann gibt es die andere Seite des Spektrums, das da ist, weil sie die Band seit Jahrzehnten begleiten und darauf hoffen, dass neben dem massentauglichen Set bestimmte Raritäten ausgepackt werden.
Angebe-Events sind doch eher genau die anderen, meiner Meinung nach. Da zu sein, wo nicht alle hinkönnen. Kleine Club-Gigs mit ein paar Hundert Leuten oder weit weg. Und genau diese Konzerte sind es, die den harten Kern der Fans ansprechen, wo die “Gelegenheitshörer” auch eher keine Freude hätten, weil da Lieder gespielt werden, die sicherlich nie im Radio liefen, oder bei denen es insgesamt vielleicht “härter” zugeht. Und dann können wir den AR-Vergleich bringen: Je kleiner, desto spezieller der Sound, die Musik und damit auch die Zuhörer – je größer, umso mehr Einheitsbrei, musikalisch und gesellschaftlich. Aber niemand kann sagen, was “besser” ist, das ist einfach nur höchstsubjektiv.
DÄ als “Hype” zu bezeichnen finde ich schon sehr gewagt. Wie gesagt: Mainstream – ja, Hype – nein. Es sei denn, ein Hype kann 30 Jahre lang Hype sein. Denn so lange füllen sie in Deutschland große Hallen und Plätze problemlos.
Die Beschreibung von 70 Euro, schlechtem Bier und Laola ist meine Version der Vorhölle.
“Besser” in Anführungszeichen ist sehr zeitgeistig. Keine Urteile mehr fällen, alles hat seine Berechtigung, alles gleich gut. Gabalier füllt das Messegelände. Damit ist doch alles gesagt.
Sound noch schlimmer als in der Festhalle? Ich dachte, das wäre nicht möglich – absolute Katastrophe, die Location…
So ging es uns auch. Da ich Arena Karten hatte und nichts von der Bühne sah bin ich sogar irgendwann raus und hab mich auf eine Bierbänken gesetzt Nochmal? So nicht
Witzig. An Robbie Williams hatte ich schon eine ganze Weile nicht mehr gedacht. Ich war immer mehr Fan seiner Musik als von ihm als Person, aber ich muss doch sagen: Ich mag den älteren Robbie Williams.
Was mir gerade so auffällt: Wenn man sagt “Ich mag die älteren Lieder”, meint man Lieder, die weiter weg in der Vergangenheit liegen. Wenn man sagt “Ich mag den älteren <Hier Person einsetzen>”, meint man die Version des Menschen, der eher in der näheren Vergangenheit liegt… Oder?
Ja, ich meinte ihn als ältere Person ; )
Hallo ihr lieben . Ich war beim Robbie Williams Konzert in München. Jetzt zähle ich schon 63 Lenze. Wir , meine Tochter und ich standen unten in der Menge und es war einfach Mega . Die Stimmung der Leute um uns rum, genial. Ehlicherweise muss man sagen, ja man sah Robbie nicht wirklich , nur eben Bildschirm, aber das allein war schon gigantisch. Wir haben auch die Menschen auf den Tribünen bedauert, da sie ja noch weniger sahen und mehr bezahlt haben. Für unseren Teil , wir waren begeistert, da Robbie einfach der beste Entertainer ist . Wir haben uns aber geschworen, nie wieder München Messegelände!!!! Die Orga grottenschlecht!!! Vor 5 Jahren Robbie im Olympiapark , war völlig entspannt. Hoffen wir er kommt dann wieder mal dahin , dann sind wir auch wieder dabei !!!!!!
Dieses Jahr Sting im Hamburger Stadtpark gesehen, 20 Meter von der Bühne entfernt. Das war großartig, so eine Legende nur ein paar Meter entfernt. Stadtpark, die beste Konzert Location.
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