Drei Jahre nach dem Bürgerentscheid zur Waakirchner Dorfmitte ist der Startschuss für den Neuanfang endlich gefallen. Ganz offiziell und mit Rückendeckung der Gemeinde hat sich ein Arbeitskreis gegründet.
Waakirchen – Am Ende standen 14 Namen auf der Liste, und Balthasar Brandhofer reckte zufrieden den Daumen nach oben. Der Arbeitskreis Dorfmitte Waakirchen ist gegründet, Brandhofer übernimmt die Leitung. Damit ist das Ziel eines Abends erreicht, der für einen Neuanfang steht. Drei Jahre nach dem Bürgerentscheid zur Dorfmitte sollen die Überlegungen zur Nutzung des gemeindlichen Grundstücks im Waakirchner Zentrum von vorne beginnen. Der Entscheid vom Juli 2019 hatte ein vom Gemeinderat hinter verschlossenen Türen entworfenes Wohnprojekt gekippt und den Dorffrieden empfindlich erschüttert. Das Votum enthielt den Auftrag, eine neue Planung mit Beteiligung der Bürger zu beginnen. Den Faden aufzunehmen, erwies sich als schwierig. Nach vielen Debatten über das richtige Vorgehen (wir berichteten) lud schließlich die Gemeinde Waakirchen zur Auftaktveranstaltung in die Turnhalle ein. Als Moderator hatte Bürgermeister Norbert Kerkel Dorfplaner Otto Kurz engagiert. Dabei sollte es nicht um Fragen der Ortsgestaltung gehen, sondern allein um Organisatorisches. Wer macht mit beim Arbeitskreis, wer übernimmt die Leitung, wo trifft man sich wie oft?
Bevor darüber zu sprechen war, bewegte vor allem eines: Wie viele Bürger haben überhaupt Interesse, mitzureden und mitzuplanen? Die Gemeinde Waakirchen hatte 100 persönliche Einladungen zur Auftaktveranstaltung verschickt, die Turnhalle großzügig bestuhlt. Gereicht hätten 30 Plätze. „Ich hätte mehr erwartet, aber vielleicht war das auch blauäugig“, meinte Bürgermeister Norbert Kerkel bei der Begrüßung. Werner Raab, im Rathaus seit Jahresbeginn für die Bereiche EDV und Bürgerbeteiligung zuständig, sprach es offen aus: „Nach den vielen Vorarbeiten bin ich enttäuscht.“
Dorfplaner Kurz, seit 30 Jahren mit Beteiligungsprozessen befasst, sah die Dinge anders. Am Ende laufe es in jeder Gemeinde auf eine Kerngruppe von 20 Leuten hinaus, machte er deutlich. „Wir arbeiten mit denen, die da sind.“ Es gehe darum, jetzt neu zu beginnen und frei zu denken, ohne alte Modelle im Kopf zu haben oder auf Förderungen zu schielen. „Wir starten auf der grünen Wiese“, machte Kurz klar.
Mit eben jener Wiese hat sich eine Handvoll Engagierter schon intensiv befasst. Mitglieder der früheren Bürgerwerkstatt, die Michael Futschik als Initiator des Bürgerbegehrens gegründet hatte. Futschik hat sich zurückgezogen, die alte Bürgerwerkstatt wurde aufgelöst. Aber eine kleine Gruppe blieb am Ball. „Es ist so ein wunderschöner Platz“, sagt Resi Obermüller, die sich mit ihren Mitstreitern viele Gedanken über die Gestaltung eines Dorfplatzes mit Bürgerhaus und Café gemacht hat. Brandhofer, Ex-Gemeinderat und Unterstützer des Bürgerbegehrens, hat die Regie übernommen.
Zur Auftaktveranstaltung der Bürgerbeteiligung hatte sich die gesamte Gruppe eingefunden. Dass ihre bisherige Arbeit bei den Erläuterungen des Bürgermeisterns und des Moderators keine Erwähnung fand, ließ Missstimmung aufkommen. Kerkel beschwichtigte: Es gehe jetzt um die offizielle Gründung eines Arbeitskreises, an dem sich auch Neulinge beteiligen können. Auch Brandhofer warb für einen Start, der Altes hinter sich lässt: „Es soll natürlich ein Miteinander werden, zwei Lager machen keinen Sinn.“
Brandhofer hob die Hand, als Kurz fragte, wer die Leitung des Arbeitskreises Dorfmitte übernehmen wolle. Es geht um das Areal, das Valentin Schmid, der Bäcker-Voitl, 2010 an seine Heimatgemeinde verkauft hat. Bis zu seinem Tod im März dieses Jahres lebte Schmid noch in dem Haus. Jetzt steht es zur Verfügung. Gedanken über eine Nutzung hat sich die Gruppe um Brandhofer längst gemacht, mit Rücksicht auf Schmid aber nur im stillen Kämmerlein. Jetzt beginnt eine offene Diskussion über die Nutzung. Der Zeitrahmen ist gesetzt: Ein Jahr, dann soll die Planung stehen.