Cup-Spezialist Kleer gegen den LASK
Bevor der SV Stripfing daran geht, der 2. Liga einen Haxen auszureißen, will der Emporkömmling aus der "Weltstadt" im Bezirk Gänserndorf sein Cup-Glück gegen den LASK versuchen.
Hans Kleer hat jede Menge Cup-Erfahrung. GEPA pictures/Walter Luger
An sich sind sie ja keine Impfgegner, aber dass der ORF ihr Cup-Highlight als LASK gegen StrIMPFing ankündigte, kam dann bei den Stripfingern doch nicht so gut an. "Vor allem unser Obmann hat sich nicht sehr gefreut", schmunzelt Trainer Hans Kleer. Trotzdem sei es "schön für den ganzen Verein und vor allem die Spieler", sich am Donnerstag live auf ORF Sport + präsentieren zu dürfen. Und vielleicht war’s ja auch als Mut-Injektion gemeint.
Der SV Stripfing, den man, wenn man’s genau nimmt, eigentlich SV Stripfing/Weiden an der March nennen müsste, hat es zumindest im Osten Österreichs zu einiger Bekanntheit gebracht, seit sich der frühere Xerox-Geschäftsführer und Rapid-Präsidentschaftskandidat Erich Kirisits in den Kopf gesetzt hat, den Verein seiner Heimatgemeinde auf die fußballerische Landkarte zu setzen. Das heißt, eigentlich ist das etwas mehr als 300 Einwohner zählende Stripfing ja nur Teil der Gemeinde Weikendorf, die es samt ihrer drei Teilgemeinden immerhin auf 2.000 Bewohner bringt. "Fast eine Weltstadt!", scherzt Kleer. Immerhin kommen zu den Spielen des SV (wenn Corona es zulässt) mehr Zuschauer als der Ort Einwohner hat.
Und so lassen eben seit einigen Jahren zahlreiche ehemalige Bundesliga-Größen ihre Karrieren im Bezirk Gänserndorf ausklingen. Derzeit sind der Ex-Austrianer Alexander Frank, die Ex-Admiraner Thomas Weber und Nico Löffler, sowie der Ex-Innsbrucker Patrik Eler, Torschützenkönig der 2. Liga von 2017, die Stars der Truppe von Hans Kleer. Mit Daniel Rosenbichler (Kapfenberg), Daniel Hautzinger (Liefering und FAC), Daniel Markl (Amstetten), Ali Sahintürk (FAC) und Hakan Gökcek (Vienna) verfügt er auch noch über fünf ehemalige Zweitliga-Kicker, die dem LASK das Leben schwer machen sollen. "Wir sind natürlich großer Außenseiter, aber im Cup kann alles passieren", hofft Kleer, "dass wir unsere kleinen Chancen nützen und der LASK wie gegen Klagenfurt vielleicht wieder drei, vier Sitzer auslässt."
Als Cup-Spezialist hat Hans Kleer bereits eine gewisse Tradition. "Im Vorjahr haben wir Austria Lustenau eliminiert und sind gegen Wacker Innsbruck erst durch ein Tor in der 88. Minute rausgeflogen", zählt der Wiener, der seit Jahren zwischen den Trainerbänken der 2. Liga und Regionalliga pendelt, auf. "Mit dem FAC war vor einigen Jahren erst im Viertelfinale beim damaligen Bundesligisten Grödig Endstation und mit Horn sind wir nach einem 2:2 erst in der Verlängerung gegen Red Bull Salzburg ausgeschieden."
Natürlich seien solche Cupspiele für einen Regionalligisten "tolle Erlebnisse, aber sie können in beide Richtungen losgehen. Man kann positive Energie mitnehmen, oft genug gibt es aber auch unangenehme Nachwehen in der Liga."
Für Stripfing hat ganz eindeutig die Meisterschaft Priorität. "Ich bin vor einem Jahr geholt worden, um Stripfing in die 2. Liga zu bringen und dafür werde ich alles tun", sagt Kleer was Sache ist. Deshalb findet er seinen Kader auch nicht übertrieben aufgemotzt für die Liga. "Mit Vienna, dem Wiener Sportclub und Traiskirchen gibt es auch noch weitere sehr gute Mannschaften, gegen die wir uns erst einmal durchsetzen müssen." Die Entscheidung, so tippt er, wird nach einem 3:3 in der ersten Runde im Frühjahrs-Duell mit der Vienna fallen, die derzeit ohne Niederlage die Tabelle anführt, während Stripfing nach dem Wochenend-Umfaller bei der Wiener Viktoria nur auf Platz 4 liegt.
"Ich sehe den Druck mehr bei der Vienna", will Hans Kleer "nichts erzwingen." Infrastrukturell hat der Klub ohnehin noch genügend Hausaufgaben zu erledigen. Im Vorjahr sind die Niederösterreicher mit ihrem Lizenz-Ansuchen deutlich gescheitert. In den Sportplatz, der rund 1.000 Zuschauern Platz bietet, müsste einiges investiert werden, um ihn auf Zweitliga-Niveau auszubauen. "Wir holen gerade die Kostenvoranschläge für das Flutlicht ein", ist Kleer für den zweiten Anlauf zuversichtlich. Auf die Frage, ob es denn überhaupt Sinn mache, einen Klub aus einem so kleinen Ort in die 2. Liga zu bringen, verschafft sich der 52-Jährige ein paar Sekunden Nachdenkpause. "Gute Frage… Es ist der Heimatort des Vizepräsidenten. Es gab ja immer wieder Dorfklubs, die es geschafft haben. Schwanenstadt, Untersiebenbrunn." Die beiden Klubs haben von ihrem Höhenflug freilich nachhaltig Schaden genommen, waren/sind von der Bildfläche verschwunden. "Auf längere Sicht ist sicher die Identifikation der Region mit dem Klub wichtig", könnte es in Stripfing ja auch anders kommen.
Aber vorerst gilt es ohnehin, gegen den LASK die Cupsensation zu liefern. Dann entfällt für Stripfing ja vielleicht auch die "Impf"-Pflicht beim ORF.